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Tiere können nicht für sich selbst sprechen.
Und deshalb ist es so wichtig, daß wir als
Menschen unsere Stimme für sie erheben
und uns für sie einsetzen.
(Gillian Anderson)
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PRESSE |
"Pflegestellen für Tiere"
von Cornelia Baumsteiger
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Private Tierschutzvereine haben in der Regel kein eigenes Tierheim,
in dem sie ihre Schützlinge unterbringen können. Tiere in Not werden
deshalb von Pflegestellen betreut, bis sie in ein neues Zuhause
vermittelt werden können. Es sind häufig Mitglieder der einzelnen Vereine,
die diese Arbeit übernehmen, Mitgliedschaft ist aber keine Voraussetzung.
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Das zeitlich begrenzte Aufnehmen und Betreuen von Tieren, die ausgesetzt
oder abgegeben wurden, ist eine wichtige Tierschutzarbeit, auf die die
Vereine angewiesen sind. Wie vielen Tieren sie helfen können, hängt
entscheidend davon ab, wie viele Pflegeplätze zur Verfügung stehen.
Gegenüber einem Tierheim bieten sie Vorteile: Tier leben mit Menschen
zusammen in Haus oder Wohnung statt einsam im Zwinger, man kann gezielt
auf ihre Bedürfnisse eingehen, ihre Eigenschaften und Eigenheiten im
Zusammenleben lassen sich viel besser beurteilen. Für die Tiere ist das
schön, für die Menschen aber oft mit viel Arbeit verbunden. Es besteht
immer ein Mangel an solchen Unterkünften.
Ausreichend Zeit, den Bedürfnissen der einzelnen Tiere oder Arten
entsprechend, Tierliebe und die Erlaubnis, ein Tier oder mehrere
Tiere zu halten, sind die Grundvoraussetzungen, die jeder erfüllen
sollte, der ein Tier auf Zeit zu sich nimmt. Weitere Anforderungen
richten sich dann nach dem Einzelfall: Eine alleinstehende, ältere
Dame mit kleiner Wohnung wäre ungeeignet, einen jungen Rottweiler
aufzunehmen, könnte durchaus aber eine perfekte Pflegestelle für
einen kleinen Hund bieten.
Eine Familie mit kleinen Kindern kann nur entsprechend sanfte Hunde
oder Katzen in Pflege nehmen, und wer viel Zeit, Eigentum und ein
umzäuntes Grundstück hat, ist der ideale Partner, wenn es um die
schwierige Unterbringung großer, nicht ganz unproblematischer Hunde
geht.
Auch Art und Umfang dessen, was für ein Pflegetier an Zeit und Pflege
nötig wird, lässt sich nicht verallgemeinern. Ein Besuch beim Tierarzt
und Gespräche mit Interessenten, die kommen, um das Pflegetier anzusehen,
gehören aber immer zum Programm.
Alle Kosten für den Tierarzt übernimmt der Tierschutzverein. Ob
zusätzlich Futter- und Betreuungsgeld gezahlt wird, ist eine Sache
der Absprache. In keinem Fall aber lässt sich aus der Betreuung
eines Tieres ein Gewinn erzielen. Das gilt auch für Schäden, die
ein Pflegetier möglicherweise anrichtet. Tierschutzvereine haben
zwar eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen, sie tritt aber
durchaus nicht immer in Kraft. Es ist immer wieder vorgekommen,
dass Menschen, die sich als Pflegestelle anboten, über die
Tierhaftpflichtversicherung der Vereine versucht haben, eine
Neuanschaffung finanzieren zu lassen, wenn der kleine Gast
angeblich das "alte Stück" lädiert hat. Um diesen Mißbrauch
vorzubeugen, sind viele Tierschutzvereine dazu übergegangen,
in den Verträgen, die sie mit den Pflegestellen schließen, eine
Verantwortung für Schäden auszuschließen.
Man geht davon aus,
dass bei sorgfältiger Betreuung größere Zerstörungen ausbleiben
und dass derjenige, der etwa einen fremden Hunden stundenlang im
Wohnzimmer einsperrt, eine Mitverantwortung trägt, wenn das Tier
dann die Couch oder den Sessel anknabbert. Außerdem werden
Tierfreunde, die wirklich einem heimatlosen Tier helfen wollen,
nicht beim kleinsten Malheur die Fassung verlieren.
Wer sich als Pflegestelle zur Verfügung stellen möchte, sollte
deshalb vorher überlegen, ob er in der Lage ist, kleine Schäden
finanziell zu bewältigen. Andererseits sind alle Tierschutzvereine
an guten Plätzen zur Unterbringung der Tiere interessiert.
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Sie werden also ihre Helfer nicht mit ernsthaften Problemen alleine
lassen. Doch sind sie alle ausschließlich auf Spenden angewiesen,
und der finanzielle Spielraum ist in der Regel klein. Die
Entscheidung, ein Pflegetier aufzunehmen, ist nur dann sinnvoll,
wenn das Motiv Tierschutzarbeit ist.
Die meisten Tiere, die untergebracht werden müssen, haben gerade
eine schlimme Enttäuschung hinter sich. Manche trauern dem alten
Besitzer nach, andere hatten bisher ein sehr schlechtes Leben,
über das Schicksal von Fundtieren ist gar nichts bekannt.
Ängstlichkeit, Unsauberkeit, schlechte Erziehung, unerwartete
Reaktionen - damit müssen sich die Betreuer auf Zeit befassen.
Wer nicht bereit ist, solche Probleme verständnisvoll anzugehen,
ist als Pflegestelle ungeeignet.
Andererseits erwächst gerade aus der Beschäftigung mit schwierigeren
Tieren die besondere Freude, die solche Betreuung mit sich bringt:
mitzuerleben, wie Hund oder Katze allmählich Vertrauen fassen,
Zuneigung entwickeln, vom misstrauischen oder traurigen zum
fröhlichen Tier werden, das schließlich in ein neues Zuhause
vermittelt werden kann. Natürlich sind bei weitem nicht alle
heimatlosen Tiere gestört. Manche sind vom ersten Tag an
unkomplizierte Gäste, die nur auf das richtige Herrchen warten.
Leider scheuen sich viele Menschen, ein Tier in Pflege zu nehmen,
weil sie meinen, der Abschied werde ihnen zu schwer fallen. Gerade
bei Tieren, die lange Zeit aufgebaut oder aufgepäppelt werden mussten,
ist es tatsächlich nicht leicht, sie eines Tages hergeben zu müssen.
Aber das wichtigste ist die Tierschutzarbeit: Nicht das Tier für
immer behalten und damit als Pflegestelle für andere "Bedürftige"
auszufallen, sondern immer wieder Tieren in Not eine Unterkunft
zu bieten, bis sie vermittelt werden.
Interessenten und neue Besitzer sind für Tierschutzvereine viel
leichter zu finden als Menschen, die als zuverlässige Pflegestelle
bereit stehen. Sie haben zudem die Aufgabe, wertvolle Hinweise
über das Wesen des Tieres zu geben und damit dazu beizutragen,
die passenden Leute für den Schützling zu finden.
Üblicherweise trifft der zuständige Tierchutzverein eine Vorauswahl,
schickt Interessenten zur Pflegestelle, um sich das Tier anzusehen
und - umgekehrt - von den Betreuern des Tieres begutachtet zu werden.
Niemand kann besser beurteilen, zu wem Hund oder Katze passen, als
die Menschen, bei denen sie in der Familie leben.
Auch wenn es schmerzt, einen liebgewonnen Gast in fremde Hände
zu geben, nachdem man selber die mühevolle Vorarbeit geleistet
hat, so ist es doch auch jedes Mal schön und zufriedenstellend,
wenn ein Pflegetier in sein neues Zuhause gebracht wird. Außerdem
wartet bereits das nächste Sorgenkind auf einen warmen Platz.
Wer einen solchen bieten möchte, der wende sich an einen der
örtlichen privaten Tierschutzvereine. Häufig inserieren sie in
Lokalzeitungen und Wochenblättern. Auch Tierchutzvereine, die
überregional arbeiten, etwa das Europäische Tierhilfswerk in Bonn
(www.etn-bonn.de),
geben Auskunft, welcher private Tierschutzverein in der Nähe
des Interessenten Hilfe braucht.
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Quelle: hr fernsehen, "Herrchen gesucht", Sendung vom 19. Juli 2004
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